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Pflanzenöle in der Pferdefütterung

Omega 3 Pillen auf Holzlöffel

Das Thema Futteröle in der Pferdefütterung wird wie kaum ein anderes Thema in den Medien kontrovers diskutiert. Aber was ist wirklich dran? Wir haben bei unserer Expertin Dr. Anja Kasparek, Klinikleiterin der Pferdeklinik Aschheim und Fachärztin für Pferde und Pferdechirugie gefragt. Viel Spaß bei ihrem Beitrag: Pflanzenöle in der Pferdefütterung.

Damit die Ölfütterung in der Pferdeernährung zielführend ist, sollte man vorab die Absicht dieser formulieren, denn daraus ergeben sich unterschiedliche Herangehensweisen, bei denen verschiedene Eckpunkte zu beachten sind. Im Wesentlichen unterscheidet man nämlich, ob eine Ölzugabe der Ration die Energiebilanz dieser verbessern soll oder ob man positive gesundheitliche Ergebnisse erzielen möchte.

Energie- und Fettgehalt

Pflanzenöle haben eine sehr hohe Energiedichte mit etwa 38 MJ pro Kilogramm. 1 Kilo Hafer hat im Vergleich etwa 11 MJ. Füttere ich meinem Pferd 50 ml pro Tag davon, erhöhe ich die Ration um knapp 2 MJ. Dies würde ich auch mit etwa 170g Hafer erreichen. Jedoch haben die wissenschaftlichen Erkenntnisse der letzten Jahre die Empfehlungen zum maximalen Stärkeanteils pro Ration und Tag aus diversen diätetischen Gründen immer wieder nach unten korrigiert, insbesondere, was die Vermeidung von Störungen der Dickdarmfermentation (Risiko für Hufrehe) und von Schäden der Magenschleimhaut betrifft. Gerade bei Sportpferden kann sich da die Frage stellen, wie bei der Reduktion von Getreide eine Deckung des Energiebedarfs zu erzielen ist.

Die Erhöhung des Fettgehaltes rückt als Option in den Fokus. In der Literatur werden aktuell Empfehlungen von bis zu 1 g Fett pro kg Körpergewicht ausgesprochen. Damit lassen sich bei einem 600 kg schweren Pferd (600 ml Öl) etwa 2 kg Hafer ersetzen. Dies kann auch bei alten Pferde, die abmagern, eine Möglichkeit sein, die Energieversorgung zu verbessern. Es kann bei diesen Mengen allerdings ein Problem mit der Schmackhaftigkeit der Ration und der Futterakzeptanz geben. Die 600 g Öl müssen ja irgendwo eingemischt werden, z.B. in Gras- oder Luzernecobs oder in Hafer. Zusätzlich sind hygienische Aspekte, wie die der Futtertrogverschmutzung und damit die Gefahr Aufnahme ranziger Futterreste (lebertoxisch!) bzw. die des erhöhten Reinigungsaufwands (Trogeinsatz verwenden, mit Spülmittel und Warmwasser säubern) wichtig.

Weitere wichtige Gesichtspunkte:

  • Die Tagesmenge sollte auf mehrere Mahlzeiten verteilt werden; Pferde haben keine Gallenblase, sondern die Gallenflüssigkeit wird kontinuierlich in kleinen Mengen in den Dünndarm sezerniert. Zudem ist die Passagezeit im Dünndarm, dem Ort der Fettverdauung, vergleichsweise hoch. Deshalb sollte nicht zu viel Öl pro Mahlzeit gefüttert werden, welches- sollte es sonst in den Dickdarm gelangen- sich dort negativ auf die Bakterien der Darmflora auswirken würde.
  • Wenn das gewählte Öl reich an ungesättigten Fettsäuren ist (Leinsamen-, Borretsch-, Nachtkerzen-, Hanföl), nicht in den genannten Höchstmengen füttern; speziell für Leinöl konnte dann eine toxische Wirkung nachgewiesen werden. Sollte also Öl als Energielieferant gefüttert werden, sollte hier beispielsweise besser Sonnenblumenöl gewählt werden!
  • Je höher der Anteil ungesättigter Fettsäuren, umso leichter verderblich ist das Öl. Vitamin E hilft dabei, schnellen Verderb zu vermeiden und muss ggf. zugesetzt bzw. zugefüttert werden (100-200mg Vitamin E auf 100ml Öl); einige Öle haben einen hohen natürlichen Gehalt an Vitamin E, wie beispielsweise Weizenkeim-, Sonnenblumen- oder Maiskeimöl. Vitamin E hilft außerdem, die Peroxidbildung im Körper zu begrenzen. Vor der Verfütterung regelmäßig am Öl riechen. Kleinere Gebinde sind zu bevorzugen, wenn man nur wenige Pferde mit Öl versorgt.
  • Öl ist kühl, trocken und dunkel zu lagern, denn Fettverderb wird durch Wärme, Licht und Luft initiiert. Öl aus Kaltpressung ist zu bevorzugen, weil es mit deutlich geringerer Temperaturzufuhr behandelt wurde und sich dabei weniger Peroxide bilden.

Qualität vor Quantität

Wird das Öl dagegen wegen bestimmter ungesättigter Fettsäuren als Diätfutter eingesetzt, geht es weniger um die Quantität, als die Qualität. Man füttert hier eher Mengen von 10-100 mg/kg Körpergewicht als von einem Gramm pro kg Körpergewicht. Dabei kommt es auf den Gehalt an diesen ungesättigten Fettsäuren, z.B. Omega-3-Fettsäuren im Öl an. Die Alpha-Linolensäure gehört zu den Omega-3-Fettsäuren, die das Pferd beispielsweise über das Gras in hohen Mengen aufnimmt. Auch Leinsamen hat einen sehr hohen Anteil, gefolgt von Hanf- oder auch Chiasamen. Die alpha-Linolensäure wird im Organismus zum Teil in Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexansäure (DHA) umgewandelt. Omega-3-Fettsäuren reduzieren u.a. Entzündungsprozesse im Körper, was beispielsweise für Arthrose- bzw. Arthritis-Patienten interessant ist und was sich auch in Studien mit Pferden bewiesen hat.

Auch in der Therapie von Atemwegserkrankungen zeigen sich positive Effekte! Da die Omega3-Fettsäuren sehr hoch ungesättigt sind, verderben sie besonders leicht. Will man also Pflanzenöle um dieser Fettsäuren willen verwenden, muss es Spitzenqualität sein.

Eine Sonderstellung in der therapeutischen Verwendung von Pflanzenölen ist beispielsweise das Schwarzkümmelöl, welches aufgrund seiner Radikalfänger sowie antibakterieller Wirkung eingesetzt wird und besonders bei Pferden mit Atemwegserkrankungen zum Einsatz kommt.

Fettfütterung ist also eine vielversprechende Möglichkeit Pferderationen zu optimieren. Natürlich gilt für die Fettfütterung – wie für alle andern Futterumstellungen auch – langsam angewöhnen und die Pferde genau beobachten, ob ihnen das jeweilige Öl gut bekommt.

 

Unsere Autorin:

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Dr. Anja Kasparek
Leitung Pferdeklinik Aschheim
Fachärztin für Pferde und Pferdechirugie